Die gut ausgebauten Hütten der Alp de Rog bilden so etwas wie das Zentrum dieses Alpgebietes. Hier gibt es weder Strom noch Internet, und es gibt auch keine Zufahrt. bei Saisonbeginn wird einiges an Versorgungsmaterial per Hubschrauber eingeflogen, ansonsten erfolgt die Versorgung mit Pferden und Maultieren.
Auf mehreren tausend Hektar weiden zwischen 1800 und 2800 m Höhe Kühe, Pferde, Schafe und Ziegen. Weiter hinten im Tal stehen momentan ca. 40 Pferde 1300 Schafe neben zahlreichen Kühen mit ihren Kälbern und weitverteilten Ziegenherden. Die Alp dient zu großen Teilen der Fleischproduktion und wird extensiv bewirtschaftet. Es erfordert einige Erfahrung, die Tiere an den richtigen Stellen weiden zu lassen, denn jede Tierart frisst etwas andere Pflanzen. Auch ist die Reihenfolge der Beweidung wichtig, denn Pferde fressen beispielsweise das Borstengras, das von den anderen Weidetieren verschmäht wird.
Sehr interessant sind auch die Herdenschutzhunde, die absolut selbstständig die Schafherden bewachen. Sie werden zwar vom Menschen gefüttert und sind den Wanderern gegenüber nicht agressiv, sind jedoch nicht an den Menschen gebunden, sondern bleiben immer bei der Herde. Diese Hunde sollen auch Wölfe und Bären von den Herden vertreiben, mit deren Einwanderung aus Italien hier gerechnet werden muss. Sie sollen damit auch zu einem verträglichen Nebeneinander von wilder Natur und Nutztieren beitragen.
Nach dieser interessanten Unterhaltung sehen wir den weiteren Weg durch das Tal mit anderen Augen. Wie am Tag zuvor begleitet uns Christian Schumacher, der das Tal wie seine Westentasche kennt und und wieder auf das eine oder andere Detail aufmerksam macht. Wir steigen nun bei strahlend blauem Himmel durch das breite Tal der Sonne entgegen. Nach mehreren Talstufen erreichen wir einen großen, flachen Talboden, an dessen vorderem Rand ein paar grosse Steinblöcke zur Mittagsrast einladen. Hier sitzen wir bei angenehmer Temperatur in der Sonne und verspeisen unsere mitgebrachte Brotzeit. Weiter hinten im Tal weiden die Pferde und die Schafe, und darüber liegt unter blütenweissem Neuschnee der Gletscher. Alpenidylle pur, von Zivilisation ist weit und breit nichts zu sehen.
